Schon seit Jahren erleben die Spielweise, die Erfassung und die Erfolgsmessung, wie zum Beispiel die Zeitnahme, vieler Sportler eine Transformation. Bei einer besonders traditionellen Sportart wie Golf hat die Technologie dagegen vergleichsweise spät Einzug gehalten. Diese Zeit scheint jetzt gekommen, und das Golfspielen, seine Akteure, die Golfplätze und die Fans entdecken jetzt neue Technologien, um ihren geliebten Sport weiter zu verbessern.
Technologie und ihre Auswirkungen auf das Spiel
Smartphones und Wearables haben besonders zum Vormarsch neuer Technologien beigetragen, wobei dies innerhalb und außerhalb des Golfplatzes und für alle Altersgruppen gilt. „Das Aufkommen von Wearables war ganz entscheidend für unseren Erfolg. Statt kostspieliger Laserentfernungsmesser oder GPS-Uhren nutzen die Spieler jetzt einfach Golf-Apps auf ihren normalen Apple Watches“, erklärt Anthony Douglas, CEO und Begründer von Hole19, der Mobilgeräte-Plattform für Golf. Diese bislang einmalige Integration von Technologie in das gewöhnliche Golfspiel erwies sich für den Sport als revolutionär, und hat für den Spieler sowie für den Golfplatz weitreichende positive Auswirkungen.
„US-amerikanische Golfspieler buchten im August 2020 20 % mehr Runden als im August 2019.”
Dylan Dethier, Golf.com
Tatsächlich trägt diese Technologie maßgeblich dazu bei, dass Golfspieler besser spielen, und je besser sie spielen, desto schneller sind sie auch. Als Folge kann ein Golfplatz durch einen erhöhten Verkauf von gebuchten Tees mehr Umsatz machen. Der Fall von Erin Hills, also dem Golfplatz, der 2017 das 117. U.S. Open austrug, gilt dabei als beispielhaft: Durch die Einführung von GPS-Trackern, anhand derer das Spieltempo der Mitglieder ermittelt wird, konnte die durchschnittliche Runde um 17 Minuten verkürzt werden. Dies wiederum generierte einen zusätzlichen Umsatz von 126.000 US-Dollar – einfach dadurch, dass am Ende des Tages ein weiteres Tee hinzugefügt wurde.
Technophile und Technophobe
Durch Technologie erleben die Spieler ihre Runden oft als einfacher, weniger frustrierend und schlichtweg unterhaltsamer. Mit Golf-Technologie behalten Spieler auch einen besseren Überblick über ihre Statistik (was anhand von Papierbögen oder Excel-Tabellen nahezu unmöglich ist), erkennen Spielmuster und können folglich ihr Spielerlebnis insgesamt verbessern.
Andererseits müssen auch die Golfplätze sich selbst neu erfinden und ihren Mitgliedern neue Möglichkeiten eröffnen. Soviel ist klar: Die Erwartungen der Spieler sind im Laufe der Zeit gewachsen. Um ihr Spiel zu verbessern, sind sie mittlerweile nur allzu bereit, für Apps auf Abonnementbasis zu zahlen, statt kostenlose Angebote zu nutzen. So hat Hole19 beispielsweise aktuell mehr als 2,6 Millionen registrierte Anwender, was vor zehn Jahre noch undenkbar gewesen wäre.
2020 stieg die Anzahl der gespielten Runden um 83 %
Hold19
Gleichwohl erkennen Golfplätze nicht immer das positive Potenzial, das in den technischen Möglichkeiten steckt. Es entsteht dadurch eine gewisse Kluft zwischen den Spielern (die zunehmend „technophil“ sind) und den Anbietern (die neue Trends mitunter zu spät erkennen). Das Beispiel von Erin Hills spricht eine deutliche Sprache: Durch die Einführung neuer Technologien können Golfplätze das Erlebnis der Spieler und zugleich ihren Umsatz entscheidend verbessern. Bleibt die Frage, wie das genau geschehen soll.
Die Auswirkungen von COVID-19 auf die Einführung von Golf-Technologie
Gerade COVID-19 hat einige interessante Möglichkeiten eröffnet, die bei richtiger Umsetzung das Golfplatz-Management neu beleben könnten. Golf gilt im Zusammenhang mit „Social Distancing“ als besonders beliebte Sportart und hat zu Zeiten der Pandemie massiv an Popularität gewonnen.Dylan Dethier schrieb dazu in Golf.com: „US-amerikanische Golfer buchten im August 2020 20 % mehr Runden als im August 2019. Dieser Zuwachs markiert für den vierten Monat in Folge eine Jahresbestleistung und unterstreicht den folgenden Trend: Die Leute spielen sehr viel Golf.“
Zum Zeitpunkt, als dieser Artikel geschrieben wurde, teilte uns Hole19 einige proprietäre Daten mit, welche die Größenordnung des Trends zeigen:

Der Golf-Boom zu Pandemiezeiten wird durch die kosequente Einführung neuer Technologien in vielen Unterhaltungs- und Dienstleistungsbrachen (etwa QR-Codes für Restaurantkarten) unterstützt. Vorangetrieben wird diese Entwicklung durch Veränderungen im Verhalten und bei den Vorlieben der Kunden, wobei diese auch im Golfsport festzustellen sind. Während der Pandemie verzichteten die Spieler darauf, den Flaggenstock zu berühren, einen Rechen für den Bunker zu nutzen oder Scorecards aus Papier auszutauschen. Als Folge wurden im Laufe von nur wenigen Monaten immer mehr digitale Scorecards heruntergeladen. Ein weiterer und wahrscheinlich noch bedeutsamerer Trend ist die vermehrte Online-Buchung für Tee-Zeiten. Durch diese können Golfplätze ihr Inventar jetzt besser kontrollieren und Strategien für das Ertragsmanagement anwenden, um ihre Gewinne in umsatzschwachen Zeiten zu maximieren. Online-Buchungen sorgen zudem dafür, dass die Spieler ihre Termine wirklich wahrnehmen.
Vereinheitlichtes Spielererlebnis durch neue Technologie
Da immer mehr Spieler mittlerweile die proprietären Apps von Golfplätzen herunterladen, erhöhen sich auch die Chancen für Upselling und Cross-Selling. So weiß der Golfplatz beispielsweise stets genau, wo sich der Spieler gerade befindet und kann sehr zielgerichtete Mitteilungen senden, etwa„Sie sind aktuell am letzten Loch. Möchten Sie bereits Ihre Getränke in der Bar bestellen?“ … und Ähnliches mehr. Mit diesen Mitteilungen kann das Erlebnis für den Golfspieler optimiert werden. Bei schlechtem Wetter könnte der Golfplatz den Spielern etwa mitteilen, dass an diesem Tag keine Buggys zur Verfügung stehen.
Dank einer Integration von PMS/ePOS weiß das Management ganz genau, was der Spieler wann macht, kennt seine jeweilige Kaufhistorie (bevorzugter Snack vor dem Spiel, wie viele Bälle er/sie beim Pro Shop erworben hat, wie viele Trainingsstunden er/sie gebucht hat usw.) und antizipiert die Bedürfnisse seiner Clubmitglieder, was wiederum dem Umsatz und dem Gewinn zugute kommt.
Zu guter Letzt werden die Golfplätze durch Technologie unabhängiger von Reiseveranstaltern. Die meisten Golfplätze sind nämlich an bestimmte Reiseveranstalter gebunden, da diese seit jeher einen Großteil des Umsatzes generiert haben. Der Nachteil besteht darin, dass die offiziellen Preise der Golfplätze und die Tarife der Reiseveranstalter weit auseinander liegen. Den meisten Golfplätzen ist es sogar untersagt, diese Preise über ihre eigenen Vertriebskanäle zu unterbieten. Dies schafft eine ungesunde Abhängigkeit, die derjenigen zwischen Hotel- und Gaststättengewerbe und Online-Agenturen nicht unähnlich ist. Da heutzutage aber immer mehr Golfspieler in direkten Kontakt mit den Golfplätzen treten, lässt sich diese Abhängigkeit über einen standardisierten Vertrieb zumindest teilweise beseitigen und die eigene Kontrolle wiederherstellen.
Fazit
Golf ist stolz auf seine lange Tradition, und dies zu Recht. Die moderne Version des Spiels reicht bis ins 15. Jh. zurück, und nur wenige Sportarten sind sich selbst so treu geblieben. Gleichzeitig muss man eingestehen, dass auch unser hoch geschätztes Spiel aktuell eine radikale Transformation durchläuft, der man mit Technikfeindlichkeit nicht mehr gerecht wird. Durch eine Akzeptanz der Technologie können Golfspieler ihre Handicaps verbessern, ihren Spielrhythmus beschleunigen und einfach mehr Spaß haben. Die Golfplätze wiederum können ihren Umsatz bzw. ihren Gewinn steigern und ihren Mitgliedern ein besseres Spielerlebnis bieten. Ganz gleich, von welcher Perspektive man es auch betrachtet: Die Technologie besitzt das Potenzial, die Qualität des Golfspiels zu verbessern, ohne hierfür die von uns so geschätzten Traditionen zu opfern.